- NordWest-Cup, Bad Zwischenahn, 2023 -
26.01. - 29.01.

 
Die Reise mit Charley Bubba
Auf der Suche nach Schachperlen
 
Reisebericht aus Bad Zwischenahn

Der Nordwest-Cup in Bad Zwischenahn stand mal wieder auf der Agenda. Seit 2006 war ich bei allen regulären Ausgaben dabei, allermeistens mit Sebastian. Als Schachrentner (oder Teilzeitarbeiter!?) konnte ich es mir aber diesmal bequem daheim einrichten und die Abenteuer verfolgen - Bulldogge Bubba verlangte ihre Aufmerksamkeit. Aber hin und wieder war ich vor Ort in Bad Zwischenahn und stand auch sonst in regem Kontakt mit den Unionisten von Oldenburg. Hier nun also der Reisebericht, immer auf der Suche nach Ungewöhnlichem und Interessantem, und davon gab es hier wieder reichlich.

Tag 1, Donnerstag
IM geklatscht

Die Bude in Bad Zwischenahn krachte aus allen Nähten, die Teilnehmergrenze war schon lange erreicht. Diesmal gab es drei Open. Die Untergrenze im A-Turnier, 1850 ELO, wurde aber nicht immer eingehalten, es waren auch 1600/1700er zu finden. Was man so mitbekam, gab es durchaus die eine oder andere organisatorische Herausforderung diesmal. Wir schauen hier einfach mal ein wenig auf die Bretter von Sebastian und meinen Oldenburger Mitstreitern Maik und Steffen. Livebretter - wie zuletzt in Verden - gab es leider nicht, wir können also nicht das übrige Geschehen einfangen.

Vor allem Steffen haute gleich richtig einen raus! Sebastians einstigem Schüler und meinem Protegé (hehe!) fehlt leider etwas Praxis, sonst hätte er schon längst die 2000 geknackt. Hier aber schoß er in der ersten Runde den Vogel ab und zerlegte einen IM fachgerecht. Dogge Bubba gastkommentiert im Folgenden für uns diese Partie:

Steffen (1927) - IM Lindberg (2351) 1:0

Wahnsinn! Das sieht man nicht alle Tage. Ebenfalls einen Titelträger gab es für Maik, er konnte aber GM Milov nicht auf den Zahn fühlen. Sebastian startete gegen 1900 ins Turnier und auch noch mit Schwarz, immerhin aber war es kein Covid-Boy. Also kein Kind, welches sich während der Corona-Pause hochgezüchtet hat und nun schon viel stärker spielt, als seine Zahl. Weiß hielt sich bis ins Endspiel ganz gut, dann zeigte Sebastian, wie man mit dem Läuferpaar einen Bauern überkompensiert:

Moors (1946) - Sebastian 0:1

Die Oldenburger schlugen sich anschließend noch die Nacht mit Analysen um die Ohren, nachdem die Auslosung für den nächsten Tag veröffentlicht worden war. Würde dies Früchte tragen?

Tag 2, Freitag
All the other kids

Für Sebastian ging es nun wieder gegen 1900. Diesmal nun doch ein Covid-Boy, 13 Jahre alt und gleich mal mit einem Sieg gegen 2200 in das Turnier gestartet. Normal. Völlig normal. Aber El Basto machte relativ kurzen Prozess in der Morgenrunde:

Sebastian - Braeutigam (1941) 1:0

Am Nachmittag wurde es komplizierter für Sebastian: Schwarz gegen IM Tobias Jugelt. Aber im frühen Mittelspiel hatte Sebastian eine vernünftige Stellung erreicht mit Chancen auf mehr. Später gab es ein kompliziertes Endspiel, doch werfen wir mal einen Blick auf die Frühphase der Partie:

Jugelt (2396) - Sebastian ½

Die Partie ging noch weiter: Beide Spieler mussten dem schwierigen Endspiel nach Damentausch etwas Tribut zollen. Tobias hatte Gewinnmöglichkeiten, konnte diese aber nicht nutzen. Das letztendliche Remis war wohl salomonisch angesichts der guten Möglichkeiten am Anfang. Ein gutes Resultat für Sebastian.

Steffen konnte sein starkes Niveau weiterhin halten gegen zwei starke junge Niedersachsen: Gegen Torben Knüdel (2268) stand Steffen bis ins Endspiel vernünftig, musste dann aber doch die Segel streichen. Besser lief es am Nachmittag:

Steffen - Bargsten (2152) 1:0

Eine phantastische erste Turnierhälfte also von Steffen. Maik hatte leider wie Bayern München (hier allerdings nicht leider!) zunächst eine „Ergebniskrise“. Was bedeutet das Wort? Wohl in etwa: Gut gespielt, aber nicht die gewünschten Resultate erzielt. Das konnte man sagen. Die Gegner (neben dem GM u.a. noch ein Covid-Boy) spielten auch sehr stark. Aber er sollte noch ein paar Schlachten in der zweiten Hälfte zu schlagen haben.

Tag 3, Samstag
Gegen den Großmeister

Wochenende - Zeit, selbst nach Bad Zwischenahn zu fahren! Der Sek(h)undant wollte auch mal das Zwischenahner Meer erkunden. Na, ok - sehen wir uns das Elend mal aus der Nähe an! Auf Sebastian wartete mit Gerlef Meins der nächste IM. Wie bei Tobias Jugelt zuvor war eher nicht zu erwarten, dass das Brett in Flammen aufgehen würde. Sebastian stand mit Weiß gut, aber es gab eine Schrecksekunde:

Sebastian - Meins (2424) ½

Auch dieses Remis kann man als korrekt bezeichnen. Das war schon richtig stark - zwei Remis gegen so starke Gegner. Sebastian blieb auch pragmatisch und hielt sich z.B. mit irgendwelchen h4-Ideen zurück. Sehr schön!

Während wir in großer und angenehmer Runde beim Asiaten zusammensaßen und aßen, musste Maik noch kämpfen. Wieder stand er mit dem Rücken zur Wand, diesmal sogar nur gegen 1700. Die vierte Null drohte, doch er kämpfte wie ein Löwe:

Abdo (1702) - Maik (1966) ½

Kein Wunschergebnis, aber die schwarze Serie war beendet. Am Nachmittag gab es dann schon den ersten - und schnellen - Sieg für Maik, wieder gegen 1700. Nachdem wir unsere Löwenportion aufhatten, gab es noch eine kurze Vorbeireitung. Sebastian traf auf einen Großmeister, einen jungen Mann aus Indien. Und diesmal setzte der Oldenburger das Brett in Flammen:

Sebastian - Visakh (2544) 0:1

Finger letztlich verbrannt. Recht schnell verloren mit Weiß, da fehlte etwas die Solidität wie in den beiden Runden zuvor. Nichts drin war an diesem Tag für Steffen, der zweimal gegen wiederum sehr starke Gegner die Segel streichen musste. Der Schnitt war natürlich noch top. Am Sonntag waren unsere Kämpfer allesamt also nochmal gefordert.

Tag 4, Sonntag
Unspektakuläres Ende

Edelsekundant Bubba wollte erneut an den Ort des Geschehens, und so konnte ich den Schlachten auch diesmal wieder direkt beiwohnen. Wenn auch denen erst der Nachmittagsrunde. So entging mir Basts schöner Sieg am Morgen. Mit Schwarz gegen knapp 2100 keine so dankbare Aufgabe. Aber er löste sie gut:

Piotrowski (2090) - Sebastian 0:1

Maiks Vormittagsremis war salomonisch. Er hatte gegen den Zwischenahner Julian Hans zunächst einen Mehrbauern, den er aber zu schnell zurückgab. Auch sein Gegner ließ später Materialgewinn aus, scheinbar mindestens eine Qualität. Am Nachmittag gab es dann nochmal einen versöhnlichen Abschluß für den Oldenburger: sein Gegner rochierte „hinein“, wie man so schön sagt, und Maik war ganz in seinem Element:

Maik - Vangsgaard (1891) 1:0

Steffen kam am letzten Tag über zwei Remis gegen etwas schwächere Leute nicht hinaus, aber am Ende für ihn eine starke Turnierleistung von 2060 und einen IM-Skalp! Sebastian hatte auch noch eine Partie zu spielen, die er mit Weiß gegen Christof Koellner (2063) natürlich unbedingt gewinnen wollte. Sebastian stand sehr gut, bis er das Läuferpaar aufgab. Schließlich gab es ein schwieriges Endspiel, wo Sebastian sich auch dank Zeitnot des Gegners aus Problemen heraustrickste. Nach 40 Zügen stand ein ungleiches Läuferendspiel auf dem Brett, was zu Recht Remis gegeben wurde.

Bad Zwischenfazitahn

Eigentlich schon das Endfazit, aber dann klappt das Wortspiel nicht so gut! Im Grunde bin ich froh, nicht mehr in Bad Z spielen zu müssen. Ich habe da glaube ich nie Leistung gezeigt, bis auf ein oder zwei Turniere. Man hat da wirklich einen schweren Stand im A-Open als einer der tiefer gesetzten Spieler. Das Turnier war irgendwie nie meins. Ansonsten ist es natürlich nett, dort einige alte Bekannte wiederzusehen. Und natürlich, die Partien zu verfolgen.

Mein Verein, Union Oldenburg, hatte auch viele neue junge Leute am Start. Lukas, Basti, Menko und Yves, der fast das C-Open gewonnen hätte, bringen alle frischen Wind hinein. Weiter so, Leute! Und für Sebastian war es die dritte Turnierleistung im Bereich 2300 hintereinander. Droht da irgendann der FM-Titel? Wir bleiben dran!

Hier noch wie immer der Link zur offiziellen Seite: Link

frank modder, 01.02.2023
 

Unser Gastkommentator